Weihnachten! 1952

Ein Weihnachten! – Und wieder alle Hoffnung nicht erfüllt
Zerrissen immer noch mein heißgeliebtes Vaterland!
Ohn' uns're Brüder, mit denen wir zu leben hier gewillt
Du kannst und darfst nicht reichen ihnen deine Hand. 
Ganz fehlgeleitet uns're Kinder uns're Jugend 
Zu fremden Waffendienst mißbraucht. 
Ideologisch ausgerichtet nur, - erzogen ohne Tugend 
Und nun 8 Jahre schon so ausgelaucht. 
Elektrisch Licht, wie Kohlen Mangelware
Selbst Margarine und so vieles andre mehr,
Tagtäglich sträuben sich dir alle Haare, 
Wo nehm ich all das hier verlangte Geld nur her. -
So sehe ich mit sorgenvollem Herzen 
Auf den diesmal so schmal gewachs'nen Tannenbaum
Laß wirken auf mich all die lichten Kerzen,
Die hell jetzt leuchten in dem dunklen Raum. 
Und wie in Flimmerlichter ich so schau u. träume 
Verliert mein Blick sich in den Baum, seh einen Wald!
Darinnen stehen artfremd hochgeschossene Bäume
Die nur in flachen Wurzeln suchen ihren Halt.
Doch saugen sie mit durstigen Rachen
Umliegend aus der Erde alle Kraft. 
Versuchen alles um sich tot zu machen, 
Was dort die Erde einst hervorgebracht. 
Verkrallt an Felsen u. mit tiefen Wurzeln Nahrung suchend,
So stand daneben solch ein kleiner Tannenbaum, 
Er wollte leben, und die Not ward im zur Tugend 
Da ihm die and'ren gönnten weder Luft noch Raum.