Letzte Gedanken

gutefr: Mai 54.

Wenn einst die Seele meinem Körper hier entschwindet. 
Bleich, starr u. kalt mein Angesicht ihr wiederfindet,
Erloschen das vor Zeiten leuchtend warme Augenpaar 
In dem sonst Freude wie auch Leid zu lesen war 
Und voll Entsetzen ihr auf die euch jetzt so fremder Hülle schaut
In der ein Mensch einstmal sein Leben hatte aufgebaut;
Wir wissen's nicht, wie es im großen Weltenall tut weitergehn 
Vielleicht um jung u. frischer wieder zu erstehen 
Jetzt aber welkes Laub in der hier ewig neu erstehenden Natur 
Im zeitenlosen Wandel geht zu ihr zurück es nur. - 
Drum sollt nicht falscher Trauer ihr euch hier ergeben 
Es blüht die Blume! - Und den Lebenden gehört das Leben. 
Doch meine Reste soll'n in heil'ger Lohe dann vergehen 
Hell laßt die Flammen brennen, der Feuersturm mag wieder wehen 
Die unbrauchbaren Bleibsel weg zu fressen. -
Wie lange noch ? - 
Und was in Liebe andre Zeiten schufen ist vergessen!
Mein schönes altes Potsdam!-
Auch was ich wollt der Nachwelt geben, 
Ist ausgelöscht, - und aus der Asche wuchst ein neues fremdes Wesen
Ein kalter Grabstein nur!- Aus ihm könnt man die Worte lesen:
Er ist von diesem Leben glücklich nun genesen